Birgit Schlieps
Ich mochte Berge eigentlich noch nie. Die schöne Aussicht und die durch Bilder suggerierte Erhabenheit waren mir ein Greuel. Wie der Grand Canyon. Heroisch. Die Bilder schon fertig und nur zum Nachschauen. Da sind mir unordentliche polnische oder russische Landschaften schon lieber. Krautig verwachsen, wuchernd und immer wieder konfrontiert mit Zivilisationsmüll. Seit ich den ersten Berg als Modell gebaut habe, ist es etwas anderes und der Berg scheint mir als ein unerschöpfliches Reservoir zum Nachdenken über Repräsentation und Darstellung. Der Berg als eine in sich gefaltetete, strukturierte Oberfläche, sich von der Horizontalen lösend, oszillierend zwischen Fläche und Raum, zwischen Bild und Objekt. Was passiert wenn der Moment der Berechnung mit dem Moment des Zufälligen, Chaotischen, nicht Kontrollierbaren, Ungeplanten, nicht Voraussehbaren zusammentrifft. Z.B. wie verändert sich eine Planstadt, die samt osteuropäischer Vegetation in einer Wüstensteppe angesiedelt wird? Oder was denken die Astronauten, die nach einem Reparationsflug zur Raumstation Mir, bei ihrer Ankunft in der kasachischen Steppe in Schafsfelle gehüllt werden ? Berge sind aus der Überlagerung verschiedener Gesteinsschichten entstanden, d.h. in ihrer Entwicklung sind sie immer wieder umgebaut worden. Verschiedene Oberflächen treffen dabei aufeinander. Sedimente des Denkens, wie Robert Smithson es formulierte und es ist unmöglich das logische Denken vor den Erschütterungen plötzlicher Verknüpfungen zu bewahren. Desolate Geometrie würde ich sagen.
Beschreibung der Installation. 1.Ort. Eine extrem langezogene steil ansteigende
Wiese. Im oberen Bereich, ein dichter Wald mit Nadelbäumen, im unteren
Drittel dann das Holzhaus mit zwei Räumen und einem Dachraum. Ein
Pflanzfeld. Obstbäume. Die Wiese hat einige Bodenwellen und Vertiefungen,
die Grundstücksgrenzen zu beiden Seiten erscheinen wie hochgeklappt.
Der parallel unterhalb vom Haus von westen nach osten ansteigende Weg
faltet die Wiese noch einmal in zwei Teile. 2.Hinzugefügtes. Das
Volumen des Raumes im HIDDEN MUSEUM ist im oberen Bereich von 1,125 m
bis 2,25 m aufgefüllt mit 5 Lagen jeweils auf 4 m x 3,50 m gefalteten
hellgrünen durchscheinenden PVC-Folie. In einem leichten Bogen hängt
die Folie schwer und bewegungslos im Raum. 4 weitere Lagen befinden sich
auf einer schräg gegenüberliegenden Anhöhe, beginnend ab
0,225 cm bis 1,125 m über dem Boden. Die Lagen flattern im Wind,
blasen sich auf und sind kaum zu halten. Die Folie hat keine durchgehende
Oberseite, da die nach oben gewandte Seite, durch die nächste Faltung
zur Unterseite wird. Durch die Zickzackfaltung laufen die Bewegungen immer
wieder wie Wellen durch die grüne Plastikfolie. |